„Alles, was wir sagen oder tun, tun wir, um uns ein Bedürfnis zu erfüllen.“
Ich komme gerade aus einem Training, wo mir und den Teilnehmenden gerade wieder sehr deutlich wurde, wie entscheidend es für einen konstruktiven Gesprächsverlauf und eine gute Verbindung zwischen den Gesprächspartnern ist, sich über die eigene Intention bewusst zu sein, wenn wir etwas sagen.
So erlebten wir in einem Rollenspiel folgende Gesprächssituation im Arbeitsalltag:
Person A wollte ihrer Kollegin ihr Unbehagen über eine Mail-Antwort ohne konkrete Terminangabe mitteilen, um für die Zukunft konkretere Antworten zu vereinbaren. Im Gesprächsverlauf wiederholte A drei Mal ihre Erklärung, warum sie diese Mail-Antwort ohne konkrete Terminangabe der Kollegin so nervte und was sie sich anders wünschte. Die Reaktion der Kollegin war jedes Mal dieselbe: „Oh, Entschuldigung, das tut mir echt leid, ich kam vor lauter Hektik einfach nicht dazu, dir so eine Antwort zu schicken.“ Dazu kam beim dritten Mal mit Gereiztheit „Was soll ich denn noch sagen?“. Ich unterbrach an dieser Stelle das Rollenspiel, um zu unterstützen. Aus der dreimaligen Wiederholung vermutete ich, dass A nicht bekommen hatte, was sie eigentlich brauchte. Ich bat sie, zu überlegen, warum sie ihr Anliegen wiederholt hatte, was also ihre Intention sei. Und wie das oft bei uns allen so ist, war A nicht klar, welche Absicht hinter ihrer Wiederholung lag, für welches Bedürfnis sie damit zu sorgen versuchte. Wir forschten zusammen und fanden heraus, dass sie zum einen aus der (verbalen und nonverbalen) Reaktion der Kollegin nicht den Eindruck gewonnen hatte, dass die Dringlichkeit, die die Situation für die hatte, bei der Kollegin angekommen war (Bedürfnis nach Gehört werden). Zum zweiten hatte sie nicht verstanden, was die Kollegin abgehalten hatte, ihr eine klare Terminangabe in der Mail zu schicken (Bedürfnis nach Klarheit). Als A dies beides klar war, entspannte sich einiges für sie – ihre Bedürfnisse waren gesehen. Sie konnte nun mit mehr Ruhe und Klarheit eine konkrete, für sie passende Bitte an die Kollegin stellen: „Was macht es dir denn schwer, mir gleich eine klare Antwort mit Terminangabe zu schicken? Kannst du mir das bitte erklären? Mir täte es gut, das zu verstehen.“ Als sie dann die Erklärung der Kollegin hörte, kam ein „Ah, so ist das. Das war mir nicht klar, dass du dafür so viel zu klären hast.“ Im Weiteren überlegten die beiden zusammen, wie sie mit der Situation in Zukunft umgehen würden. Aus der konflikthaften Atmosphäre zu Beginn des Rollenspiels war eine entspannte, gemeinsame Lösungssuche geworden und A ging gelöst und voller Hoffnung aus dem Rollenspiel.
Die Fragen, die hier weitergeholfen haben und die uns auch sonst auf die Spur unserer Intention bringen, sind:
„Für welches Bedürfnis versuche ich mit meinen Worten zu sorgen?“
„Welche Qualität will ich mit dem, was ich tue, in mein Leben bringen?“
Ich habe in meiner GFK-„Laufbahn“ gelernt, mir diese Fragen immer öfter zu stellen. Und dass die Antwort oft wirklich nicht leicht ist. Selbst heute noch, nach 17 Jahren mit GFK, gibt es Situationen, in denen ich länger danach auf der Suche bin, für welches Bedürfnis ich gerade versuche zu sorgen. Doch jedes Mal, wenn es mir klar wird, gibt es in meinem Körper eine wunderbare Entspannung, wie ein inneres erleichtertes Aufseufzen, dass ich mein Bedürfnis wahrgenommen habe und für es sorge. Allein dafür lohnt es sich, das zu tun …
Manchmal schließt sich die Formulierung einer konkreten Bitte an mein Gegenüber an. Und manchmal wird auch klar, dass es hier gar nicht um den anderen geht, sondern, dass ich mich selbst um mein Bedürfnis kümmern will. In beiden Fällen ermöglicht es die Klarheit über meine Intention, aktiv für die Erfüllung meines Bedürfnisses gehen zu können und stärkt mich damit.
Diese Stärkung und der Weg weg von der Hilflosigkeit und dem empfundenen Ausgeliefert-Sein hin zum Spüren der eigenen Stärke und dem eigenen Handlungsspielraum ist für mich hier ein besonderer Schatz und ein großer Schritt zu innerem Wachstum und Frieden.