… muss ihnen die Möglichkeit geben, mit anderen zu kooperieren und Beziehungen zu gestalten.“
Dieses Zitat stammt aus dem Buch „Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren“ (S.63) von dem Neurobiologen Joachim Bauer. Letztens habe ich in einer Teammediation eine Erfahrung gemacht, die das sehr eindrücklich bestätigt.
Ich war zusammen mit meinem Kollegen Nikolaus Weitzel in eine IT-Firma gerufen worden, um dort mit einem Projektteam von insges. neun Leuten zu arbeiten. Das Team führt ein Projekt durch, das wegen seines finanziellen Umfangs für das Unternehmen von entscheidender Bedeutung ist. Im Team gab es Spannungen zwischen den Entwicklern und den Projektleitern und einen eklatanten Motovationsabfall bei den Entwicklern. Beides ließ die Unternehmenleitung befürchten, dass das Projekt scheitern würde und hochqualifizierte Mitarbeiter abwanderen würden, was von einigen Entwicklern bereits angekündigt worden war. Wegen der großen Bedeutung des Projektes für das Unternehmen entschloß sich die Unternehmensleitung relativ frühzeitig dazu, uns als Mediatoren hinzuzuziehen.
Wir arbeiteten zunächst mit dem sechsköpfigen Entwicklerteam und den drei Projekt- und Entwicklungsleitern in seperaten Mediationssitzungen. Dort gaben wir Platz für die angesammelte Frustration und für Beschwerden über wahrgenommene mangelnde Anerkennung. Daraus erarbeiteten die beiden Gruppen jeweils die Problemfelder, über die gemeinsam gesprochen werden sollte, und Ansatzpunkte für eine Lösung.
In die gemeinsame Mediationssitzung gingen alle Teilnehmer mit einer Mischung aus Erleichterung, dass die Spannungen benannt und angegangen werden konnten, und gespannter Erwartung, wie die jeweils andere Problemsichtweise aussehen und wieviel Divergenzen es dabei geben würde. In einem intensiven und ehrlichen Prozess konnten sie jeweils die Anliegen der anderen Gruppe hören und fanden für verschiedene Problemfelder konkrete und machbare Lösungen.
Nach drei Monaten kamen wir nochmal zu einem Nachsorgetermin mit dem Team zusammen. Die Stimmung im Team war völlig verändert: die Motivation für die erfolgreiche Durchführung des Projektes war sehr hoch, ein Meilenstein war gerade äußerst erfolgreich gemeistert worden, es wurde viel gegenseitige Anerkennung ausgesprochen, Problemfelder, die zuvor als sehr problematisch gesehen wurden, waren gelöst oder mit ihnen wurde dank der guten Stuimmung im Team unproblematisch umgegangen. Die Bilanz bei allen war sehr positiv und erleichtert über die Veränderung im Team und beim Arbeiten.
Durch die Ermöglichung der Mediation gab die Unternehmenleitung also den Teammitgliedern den Rahmen dafür, miteinander zu kooperieren, gegenseitige Anerkennung zu erleben und Beziehungen zu gestalten. Das Ergebnis war die Rettung des Projekts, eine hohe Motivation und Spaß und Freude an der Arbeit für die Mitarbeiter – ein voller Erfolg also für die Teammitglieder, für die Unternehmensleitung und für uns Mediatoren.